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Neues aus der Welt der Wissenschft
7. Juli 2005

Während die Staats- und Regierungschefs beim G-8-Gipfel in Edinburgh über die Zukunft der Klimapolitik verhandeln, macht ein britischer Physiker einen radikalen Alternativvorschlag. Um das Treibhausgas Kohlendioxid in der Atmosphäre zu verringern, sollen nicht weniger Öl und Gas verbrannt werden, sondern die Menschheit ihre Essgewohnheiten ändern: Wenn alle Menschen Vegetarier wären, könnte die globale Erwärmung kontrolliert werden.

Das schreibt der britische Physiker Alan Calverd in der aktuellen Ausgabe von "Physics World". Ihm zufolge konsumiert der Durchschnitts-Mensch pro Jahr so viel an Vieh, wie seine eigene Masse ausmacht.

Der Artikel "A radical approach to Kyoto" von Alan Calverd erschien in "Physics World" (S. 56, Juli 2005).
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Tiere als CO2-Produzenten

Tiere erzeugen Energie, indem sie Kohlenstoff-Verbindungen oxidieren, was zur Freisetzung von Kohlendioxid (CO2) und Wasser führt, so Calverd. Zwar unterscheiden sich diese chemischen Vorgänge der Energiegewinnung von jenen bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe: Die Endprodukte seien aber genau die gleichen.

21 Prozent der gesamten CO2-Emission, die auf menschliche Aktivität zurückgeführt wird, stammen laut Alan Calverd auf diese Weise von Tieren, die wir essen.

Weide tauscht mit Acker-Fläche

Die menschlich bedingte CO2-Emissions-Rate könnte drastisch reduziert werden, wenn wir unseren Viehbestand abschaffen und uns stattdessen von Pflanzen ernähren würden, glaubt Alan Calverd.

Platzsparender Zusatzeffekt: Pflanzen zu kultivieren, braucht um 60 Prozent weniger Landfläche als Tiere weiden zu lassen.

Die Fleischfresser sind schuld

Der Durchschnitts-Mensch konsumiert in einem Jahr so viel tierische Nahrung, wie es seiner eigenen Masse entspricht, wenn man Haut, Knochen und Innereien dazuzählt, rechnet Calverd vor: Eigentlich wäre es das Dreifache der eigenen Masse, würde man noch die Jung- und Muttertiere hinzurechnen - die noch nicht als Nahrung geeignet sind.


Der Physiker und sein Traum

"Die weltweite Verminderung der Fleisch-Produktion zum Erreichen des Kyoto-Ziels scheint politisch leichter umsetzbar zu sein, als den Konsum fossiler Brennstoffe zu beschneiden", schreibt Alan Calverd.

Er selbst hält sich für einen radikalen Denker - er ist kein Vegetarier und nach eigener Aussage noch nicht einmal überzeugt, ob Kohlendioxid entscheidend zum Klimawandel beiträgt.

Sein Gedankenspiel sei eine radikale Annäherung an das Kyoto-Ziel und ein "einfaches Experiment, das auch jederzeit abgebrochen werden könnte".

[science.ORF.at, 7.7.05]